Drensteinfurt. Der Synagogenverein Drensteinfurt und Westfalen e.V. haben ein deutliches Zeichen gegen Antisemitismus, Rassismus und Rechtsradikalismus gesetzt. Bei einer Gemeinschaftsveranstaltung in der ehemaligen Drensteinfurter Synagoge am Sonntag (28. Januar) nach dem Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocausts mahnte Prof. Dr. Dr. Thomas Sternberg in seinem Vortrag vor etwa 60 Zuhörerinnen und Zuhörern vor dem Hintergrund aktueller demokratiefeindlicher und menschenverachtender Vorstellungen zur Wachsamkeit. Der Kampf gegen Antisemitismus sei „unsere ureigenste Sache“, denn nur so sei die Zukunft gestaltbar, befand der ehemalige Präsident des Zentralrats der Katholiken (ZdK). Die mit viel Beifall bedachte Rede ist hier zu hören.
Der Auftakt im voll besetzten früheren jüdischen Gotteshaus machte Drensteinfurts Bürgermeister Carsten Grawunder als Hausherr. Es habe in der deutschen Gesellschaft „immer einen latenten Fremdenhass“ gegeben, aber besonders der Antisemitismus trete nun wieder verstärkt auf. Grawunder rief in seinem Grußwort zur Zivilcourage auf und bedankte sich bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Veranstaltungen, bei denen vor allem Flagge gegen den Rechtsradikalismus gezeigt wird. Gut eine Woche zuvor hatten sich auf Initiative des Synagogenvereins über 800 Gäste auf dem Drensteinfurter Marktplatz versammelt und verdeutlicht: „Nie wieder ist jetzt“.
Westfalen-e.V.-Vorsitzender Manfred Müller unterstrich: „Menschenwürde, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie zu sichern – das bleibt für uns – gerade im Jahr der Europawahl – auch eine Verpflichtung.“ Und: „Ohne Frieden gibt es keine Prosperität“, befand Müller und betonte die Bedeutung Europas für die Zukunftsgestaltung – nicht zuletzt vor der Europawahl am 9. Juni.
Robert Vornholt, Synagogenvereinsvorsitzender und Vorstandsmitglied von Westfalen e.V., erläuterte: „Seit dem Massaker der Hamas in Israel am 7. Oktober hat es in Deutschland 2249 antisemitisch motivierte Straftaten gegeben, aktuell werden Jüdinnen und Juden in Deutschland weiter bedroht. Vor diesem Hintergrund ist es um so wichtiger, dass Schülerinnen und Schülern beispielsweise eine der NRW-weit 29 Erinnerungsorte – wie etwa diese ehemalige Synagoge – oder eine Gedenkstätte besuchen. Nicht jede Schülerin oder jeder Schüler kann das Grauen der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik in Auschwitz, Buchenwald oder Bergen-Belsen direkt nachempfinden, aber alle können die digitalen Angebote nutzen oder einfach einen Ort der Erinnerungskultur in der Nähe aufsuchen und sich damit mit dem dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte auseinandersetzen. Fast in jeder Gemeinde oder Stadt gibt es jüdische Friedhöfe, die meistens unbeachtet sind, aber hoffentlich nicht bleiben. Kurzum: Der Besuch einer Gedenkstätte – und damit auch die Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus – muss verpflichtend sein.“
Mit einem Spaziergang durch Drensteinfurt und dem Besuch des jüdischen Friedhofs endete der etwa zweieinhalbstündige „Walk and Talk“.