Empfang von Westfalen e.V. vor dem Open-Air-Musikfest „Sommer.Nacht.Musik“ auf Schloss Nordkirchen
Nordkirchen. Es sollte ein „Erlebnis von erregender Einmaligkeit“ werden, versprach Michael Zlabinger zu Beginn des Open-Air-Musikfestes „Sommer.Nacht.Musik“ auf Schloss Nordkirchen. Der Chefdirigent der „festival:philharmonie westfalen“ löste seine Ankündigung im wunderbaren Zusammenspiel mit der Sopranistin Polina Pastirchak und dem großen Orchester ein: Drei Zugaben forderten die über 3.000 Gäste nach einer mehr als dreistündigen musikalischen Reise durch Europa erfolgreich ein. Das „Westfälisches Versailles“ gab in wunderbarer Illumination dem Sommernachtsraum einen einzigartigen Rahmen. Westfalen e.V. ist Kooperationspartner von „musik:landschaft westfalen“ unter der Leitung von Dirk und Maximilian Klapsing.
Gemeinsamkeit stand auch im Mittelpunkt des Empfangs von Westfalen e.V. im Schloss-Restaurant: Thomas Hunsteger-Petermann, Beauftragter der NRW-Landesregierung für interkommunale und regionale Zusammenarbeit, warb in seiner Ansprache für Kooperation unter den Kommunen statt Konkurrenz und Konfrontation: „Zusammenarbeit ist nicht weniger als der Kitt unserer Gesellschaft in Ehrenamt und Vereinsleben. Zusammenarbeit lässt Dinge erwachsen, die einem Einzelnen nicht möglich gewesen wären“, betonte Hamms Ex-Oberbürgermeister und griff das Bild vom Musik-Ensembles auf, denn: „Erst zusammen können sie die Werke in all ihrer Vielschichtigkeit erklingen lassen“. Und: „Auch in der Politik lässt sich ohne Zusammenarbeit nicht gestalten – damit meine ich innerparteiliche wie überparteiliche gleichermaßen – wobei die überparteiliche Zusammenarbeit für mich ganz klar an den Rändern aufhört. Gedankenspiele, mit diesem Grundsatz zu brechen, teile ich ausdrücklich nicht“, versicherte der Politiker unter dem spontanen Beifall der Gäste.
Gute Gründe für – zunehmende – Kooperationen unter den Kommunen gebe es viele: „Der Fach- und Arbeitskräftemangel trifft auch die öffentlichen Verwaltungen mit einer erschreckenden Wucht“, verwies er darauf, dass aktuell bereits 360000 Stellen im öffentlichen Dienst vakant sind – bis 2030 sollen es 840000 Stellen sein. Der Kampf um die besten Köpfe (mit der Privatwirtschaft und innerhalb des öffentlichen Dienstes) betreffe vor allem den IT-Bereich, das Bauwesen, den Brandschutz- beziehungsweise Rettungsdienst sowie die Ausländerbehörden und die Jobcenter.
„Kooperieren statt konkurrieren“, laute das Motto. „Durch Zusammenarbeit können viele – teilweise – strukturelle Nachteile ausgeglichen werden. Gleichartige Leistungen können Kommunen gemeinsam erbringen, Personalbedarfe bündeln sowie Aufgaben und Projekte über die eigene Stadtgrenze hinaus denken.“ Dadurch ergäben sich Vorteile bei pflichtigen und freiwilligen Aufgaben der Städte und Gemeinden, warb Hunsteger-Petermann für die Nutzung der Unterstützung der Landesregierung. „Ohne leistungsfähige Kommunen als zentrale Umsetzungsebene funktioniert unser System, funktioniert unser gesellschaftlicher Zusammenhalt nicht“, sagte Hunsteger-Petermann. Westfalen-e.V.-Vorsitzender Manfred Müller („Das Land macht ein tolles Angebot.“) ergänzte die Einschätzungen mit dem Verweis auf die schwierige Haushaltslage in den Kommunen.
Intendant Dirk Klapsing und Thomas Willing stellten anschließend das Konzept vivace-Kommunales Kultur-Management und -Marketing vor. Dabei es geht es darum, Ehrenamt und Kommunen professionell durch einzelne Module zu unterstützen, um diese z. B. von Routinearbeiten (Eintrittskartenverkauf) oder Fachaufgaben (Gema, Vertragsgestaltung) zu entlasten (vivace@musiklandschaft-westfalen.de). Mithilfe dieser Dienstleistungen sei es möglich, Kulturangebote an Orten zu machen, an denen es „sonst weniger klassisch zugeht“, so Klapsing.
Ehe Zlabinger die musikalische Regie übernehmen konnte, dankte Nordkirchens Bürgermeister Dietmar Bergmann (wie zuvor bereits Dirk Klapsing) dem früheren Ausrichter des Picknick-Konzertes Franz Lamprecht für seine Pionierarbeit. Christian Schulze-Pellengahr, Landrat im Kreis Coesfeld, dankte den „vielen fleißigen Händen“, die das Konzert erst ermöglichten, und: „Petrus hat ein Einsehen“ – erst kurz vor dem Start des Open-Air-Musikfestes hatte sich die Sonne am Himmel durchgesetzt.
Nach dem erfolgreichen Neustart des Musikformates kündigte Dirk Klapsing an, dass „musik:landschaft westfalen“ die Reihe am 10. August 2024 fortführen wird. (vor)