„Walk and Talk“ an der Rohrmeisterei Schwerte/Bürgerstiftung hat Rettung des Gebäude-Ensembles und Umnutzung ermöglicht
Schwerte. Vom hässlichen Entlein zum schönen Schwan – dies Bild beschreibt die Metamorphose der Rohrmeisterei Schwerte und zeigt die
Erfolgsgeschichte eines einst maroden Industriedenkmals. Heinrich Bockelühr, früherer Bürgermeister, nunmehr Arnsberger Regierungspräsident und Vorstandsmitglied bei Westfalen e.V., schilderte zur Begrüßung der etwa 20 Gäste, die beim „Walk and Talk“ dabei waren, den Wandel der bis 1999 verfallenen, aber unter Denkmalschutz stehenden Ruine. Nach kontroversen Debatten über die Zukunft der Gebäude, die ab 1890 mit der Pumpstation der Wassergewinnung für Dortmund diente, sei es durch die erste Bürgerstiftung gelungen, einen Betrieb zu installieren, der ohne städtische Zuschüsse auskomme. Es handele sich um ein „besonderes westfälisches Highlight“, bemerkte Westfalen-e.V.-Vorsitzender Manfred Müller gleich zu Beginn – und diese Einschätzung wurde durch den anschließenden Rundgang nebst Besichtigung des Gebäudes bestätigt. Wolfram Kuschke, während der Umsetzung der Umgestaltungspläne des Gebäudeensembles Regierungspräsident in Arnsberg und heutiges Kuratoriumsmitglied der Rohrmeisterei, betonte, dass das Engagement zur Umwandlung auf das Engagement aus der Stadt zurückzuführen sei und die Finanzierung durch die Gastronomienutzung gesichert werde. Dass diese Funktion trotz der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie nicht aufgegeben werden musste, sei dem Engagement der regionalen Wirtschaft zu verdanken: „Das ist wunderbar gelaufen“, meinte Kuschke.
Tobias Becker, seit 2002 Geschäftsführer der Rohrmeisterei und ab 2020 auch Chef der eigenständigen Gastro-GmbH, erläuterte den langen Leerstand der Werkshalle, die einst zur Reparatur der Rohre genutzt wurde, bis zur heutigen Nutzung: Kies- und Sandbecken hätten bis 1920 das Wasser aus dem Ruhrtal gereinigt, ehe es durch die Pumpstation gen Dortmund befördert worden sei. „Hier steckt ganz viel Liebe drin, aber auch ganz viel Geld“, verwies er auf Umbaukosten von 4,2 Millionen Euro, von denen drei Millionen Euro aus Städtebaufördermitteln des Landes geflossen seien – den Rest habe die Stiftung übernommen. Nahe des Ruhr-Radweges gelegen, werde der bisher öffentlich zugängliche Ort zunehmend von Vandalismus und Vermüllung betroffen, kündigte er an, dass das Areal künftig umzäunt werden müsse.
Die Bürgerstiftung habe es ermöglicht, dass Zustiftungen und Spenden für konkrete Unterstützung, etwa Beschaffung von Stühlen, möglich geworden seien, so Bockelühr. „Der Erfolg spricht für uns.“ Diese Einschätzung teilte Müller, der „Gratulation und Hochachtung für das einzigartige und identitätsstiftende Projekt“ aussprach: „Man sieht, was in Westfalen möglich ist“, kommentierte er und versprach, die Idee der Bürgerstiftung (wieder) zu beleben. (vor)