Nordrhein-Westfalen feiert Geburtstag. Land bei „Operation Marriage“ von der britischen Besatzung gebildet. Westfalen e.V. gratuliert und bilanziert Verschmelzungsprozess
HAMM/ARNSBER/DETMOLD/MÜNSTER: Der Verein Westfalen e.V. gratuliert sehr herzlich zum anstehenden 75. Geburtstag des Landes Nordrhein-Westfalen: „Wir wollen auch in Zukunft unseren Beitrag dazu leisten, die erfolgreiche Geschichte Nordrhein-Westfalens fortzusetzen“, betont Manfred Müller, Vorsitzender der Interessenvertretung für Westfalen. „Der Verschmelzungsprozess im bevölkerungsreichsten Bundesland Deutschlands war erfolgreich – ist allerdings nicht ohne Reibungsverluste verlaufen. In den vergangenen Jahren ist der Interessenausgleich zwischen Stadt und Land aber verbessert worden.
Dass aktuell nach dem Ruhrgebiet nun das Rheinische Revier – wegen des absehbaren Endes der Braunkohleförderung – im Fokus der Landespolitik steht, ist nachvollziehbar, denn bei dem Transformationsprozess ist Solidarität gefragt. Das gilt natürlich noch stärker für die Unterstützung der vom Hochwasser so schwer betroffenen Regionen – auch in Westfalen. Gleichwohl dürfen die Anliegen aller Westfälinnen und Westfalen nicht aus dem Blick geraten“, mahnt und warnt Müller.
Rheinländer, Westfalen und Lipper hätten nach der „Zwangsehe“ vor 75 Jahren durch die Briten erst zueinander finden müssen. Es sei „keine Liebesheirat, sondern ein Zweckbündnis geschlossen“ worden, resümiert der Westfalen-e.V.-Chef. Für die „Operation Marriage“ habe es eine ganze Reihe – sogar geostrategische- Gründe gegeben. „Das Ruhrgebiet sollte nicht auseinandergerissen und die ländlichen Teile sollten ganz bewusst auch ein Gegengewicht zur dichter besiedelten Rhein-Ruhr Schiene darstellen. Dabei wären Nordrhein und Westfalen-Lippe für sich genommen eigentlich selbst stark genug gewesen, um ein eigenes Bundesland zu sein.
Heute sind beide Teile jeweils größer als eine ganze Reihe von europäischen Staaten. Die Wirtschaftskraft ist jeweils enorm. Das Ruhrgebiet hat über Jahrzehnte intensiv am Strukturwandel gearbeitet und mittlerweile erhebliche Erfolge in der Neuausrichtung zu verzeichnen“, so Müller. Und weiter: „Abgesehen von einigen Ausnahmen ist Westfalen-Lippe überwiegend durch eine mittelständische Wirtschaftsstruktur geprägt. Viele, „hidden champions“, zahlreiche Familienunternehmen, häufig mit Weltrang, finden sich hier. Nachhaltiges, generationen-übergreifendes Wirtschaften ist ihnen wichtig. Beständigkeit, Verlässlichkeit, aber auch eine besondere Innovations- und Kooperationsfreude zeichnen sie aus und haben Westfalen-Lippe stark gemacht.
Westfalen-Lippe hat im Laufe der Jahrzehnte intensiv Universitäten, Bildungs- und Forschungseinrichtungen mit einem intensiven Hang zur Kooperation mit der Wirtschaft in die Fläche gebracht. Zum Teil verbunden damit ist der östliche Landesteil Nordrhein-Westfalens eine ganz besondere Gesundheits- und Tourismusregion mit vielfältigen Landschaften.“
Gleichwohl bedauert der Vorsitzende der Interessenvertretung: „Manchmal leidet Westfalen-Lippe etwas darunter, dass das Regierungszentrum sich am Rhein quasi, in einer Randlage’ befindet. Eigentlich liegt Westfalen – erst recht nach der deutschen Einigung – viel zentraler in Deutschland als ,Nordrhein‘. Es war gut und wichtig, die Regierungsbezirke zu erhalten, damit staatliche Präsenz in der Fläche gegeben blieb. Behörden und Bildungseinrichtungen müssen im ganzen Land verteilt werden. Das gilt auch für zukünftige Entscheidungen – Westfalen-Lippe ist dabei vorrangig zu bedenken.“
Müller verweist darauf, dass Subsidiarität und kommunale Selbstverwaltung in Westfalen-Lippe als Folge alter preußischer Tradition intensiv gepflegt und praktiziert würden. Zudem gebe es leidenschaftlich gelebtes ehrenamtliches Engagement. Diese Hilfsbereitschaft habe sich jetzt wieder durch den Einsatz hunderter ehrenamtlicher Kräfte von Feuerwehr, DLRG, THW, DRK, Malteser etc. aus Westfalen in den betroffenen Hochwassergebieten im Rheinland bewährt. Hinzu kamen viele nicht organisierte Hilfskräfte, insbesondere auch aus der westfälischen Landwirtschaft, die unermüdlich tätig waren bzw. noch sind.
„Nordrhein-Westfalen sollte – so der Wunsch vor einem Dreivierteljahrhundert – ein starkes Bundesland werden und damit eine starke Korsettstange für eine starke, demokratisch geprägte Bundesrepublik bilden. NRW hat diese Erwartungen klar erfüllt. Auch dank Westfalen-Lippe. Wir von Westfalen e.V. arbeiten gern daran mit, Nordrhein-Westfalen noch stärker zu machen.“
Hintergrundinfo:
Westfalen e.V. setzt seit Juni 20211 die Arbeit des früheren Vereins Westfalen-Initiative fort, der sich von der Stiftung getrennt hat. Schwerpunkte der Aktivitäten sind
- bessere Vernetzung der am politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Leben engagierten Westfälinnen und Westfalen,
- Bündnisse mit vorhandenen Gruppen, Organisationen und Einrichtungen schmieden,
- koordinierende Aufgaben (etwa Abstimmung der Aktivitäten der Teilregionen Münsterland, Ostwestfalen, Lippe, Südwestfalen und Westfälisches Ruhrgebiet) wahrnehmen,
- die gesamte Region betreffende Veranstaltungen (auch in Kooperationsform) anbieten,
- Materialien für den politischen Willensbildungsprozess (etwa Untersuchungen oder Statements zu Detailfragen) bereitstellen,
- und Öffentlichkeitsarbeit/Marketing für ganz Westfalen betreiben.
weitere Infos: www.westfalen-ev.de
Kontakt: Manfred Müller, Tel. 0151 – 174 33 82